2024


17. - 30. August | Renato Liermann und Manfred Gipper Malerei

Manfred Gipper (links) und Renato Liermann haben sowohl Eindrücke vor Ort, als auch ihr Seelenleben in ihrem Werksaufenthalt im „Maxhaus“ in Bildern umgesetzt.

 

„Solingen – Nordhalben“ ist bezeichnender Weise der Titel des unter dem Eindruck des kürzlichen Messerattentats in der NRW-Metropole spontan entstandenen Werks von Manfred Gipper.

 

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Manfred Gipper und Renato Liermann reflektieren Nordhalbener Energien

 

Finissage am Donnerstag, 29. 08. 2024 im Maxhaus Nordhalben.

Ihre Arbeiten aus dem zweiwöchigen Werksaufenthalt im Nordhalbener „Maxhaus“ stellen die beiden Künstler Manfred Gipper (Berlin) und Renato Liermann (Bochum) am Donnerstag 29.08.2024 in einer gemeinsamen Finissage vor.

 

„Das Maxhaus gibt Energie“, „anregend, was in Nordhalben vorzufinden ist, im Ort und in der Natur“ – die beiden aktuellen Protagonisten schwärmen regelrecht. Auch von den positiven Begegnungen mit den Einheimischen unterwegs und im Atelier. Selbst wenn die Zeit recht knapp für umfangreicher Werke bemessen war, haben sie sich durchaus produktiv damit auseinander gesetzt. Es sind allerdings keine gegenständlichen Abbilder - das Gesehene und Erlebte wird in assoziative Malerei und Kollagen umgesetzt. Die eigenen Empfindungen bleiben nicht außen vor, sie fließen mit ein. „Reflektionen auf den Aufenthalt“ nennt es Liermann, der einerseits ein „Nordhalbener Grau“ in der Häuserwelt entdeckt hat und andererseits die blühenden Trockenrasenflächen in gelben Wirbeln wiedergibt. Seine hier entstehenden kleinformatigen Arbeiten beschäftigen sich aber auch mit längerfristigen Themen. Klischee-Postkarten, die die deutsche Sicht aus der vordigitalen Welt zeigen, übermalt er und stellt so ihre zwischenzeitliche Degeneration dar. Die deutsch-deutsche Grenze spielt aus biografischer Sicht zumindest mit eine unterschwellige Rolle. Ebenso findet die Klimakatastrophe darin Ausdruck. In rein abstrakten Werken lässt Liermann seiner Gefühlswelt freien Lauf. Und die ist offensichtlich wenig harmonisch.

„Zerrissenheit ist beiderseits ein Thema“ meint dazu der Kollege lachend.

Die beiden Künstler kennen sich seit der Studienzeit in Münster und sind nach beiderseitigem Vernehmen seelenverwandt.

Der Wahlberliner Gipper arbeitet im Maxhaus an Collagen. Der Einfluss seines vorhergehenden dreimonatigen Studienaufenthalts in Venedig ist unverkennbar. Fragmente aus Bildern der alten italienischen Malerfürsten verbindet er mit dicken schwarzen Pinselstrichen zu ziemlich wuchtigen und teilweise düsteren Bildern. Zur Komposition schiebt er die Einzelteile hin und her und „sucht das Energiezentrum“. Dabei lasse er sich von sich selber überraschen, bekennt er dem Besucher. Auch auf Liermann „fließt alles zu“, ergänzt dieser die künstlerische Vorgehensweise. Die Arbeiten beider Künstler, die sich ebenso auf andere schöpferische Bereiche erstrecken, werden seit Jahrzehnten international und national ausgestellt. Selbst wenn die Nordhalbener Bilder nur einen kleinen Einblick in das umfangreiche Schaffen geben können, sollte jedoch das Gespräch mit den kontaktfreudigen Künstlern für den Besuch im Maxhaus-Atelier einen zusätzlicher Anreiz geben. Dies wird auch bei der Finissage möglich sein, die am Donnerstag, 29.08.2024, um 18 Uhr eröffnet wird. Kunstinteressierte Gäste sind herzlich eingeladen.

Finissage:

Dramatisches Spontanbild auf das Solinger Messerattentat

Manfred Gipper stellt Werk in der Maxhaus-Finissage vor

Nordhalben. Das schreckliche Messerattentat von Solingen hat den Wahlberliner „Maxhaus“-Künstler Manfred Gipper unmittelbar getroffen. Seine Reaktion setzte er spontan in ein Bild um, das er bei der Finisssage vorstellte.

Gipper hat durch seine dort lebende Frau einen engen Bezug zu der Stadt. „Auf dem Platz des Attentats sitzen wir regelmäßig gemütlich bei einem Kaffee – unvorstellbar dass dort jetzt so etwas passiert ist“. Der Schock war ihm bei der Präsentation noch anzusehen. Seine Aufgewühltheit hat er in der Kollage festgehalten, die er mit Versatzstücken aus Werken italienischer Maler der Klassik gestaltet hat. Ergänzt durch plakative düstere Farben, die dem Werk dramatische Tiefe geben.

Mit seinem Kollegen Renato Liermann hatte er bei einem zweiwöchigen Werksaufenthalt im Nordhalbener Künstlerhaus eine ganze Reihe von Arbeiten geschaffen, die beide bei der Finissage den Besuchern einführend erklärten. Während Gipper größere Formate für seine Kollagen bevorzugte, arbeitete Liermann im Mittel- und Kleinformat. „Wir hatten einen straffen Tagesablauf von früh bis nachts, in dem viel entstanden ist“, so der Bochumer. Seine „Übermalungen“ alter Nordhalbener Ansichtskarten mit blaugrünen Pinselstrichen symbolisieren die empfundene Aufbruchstimmung. Die Gäste zeigten sich sehr interessiert und nahmen die Gelegenheit zum Austausch mit den beiden Kunstschaffenden gern an.



1. - 15. August | Gabi Tautorat und René Sikkes | Fotografie und Visual Art


1. - 31. Juli I Ute Safrin I Bildhauerei und  Malerei 

Aktuell arbeitet die Berliner Künstlerin Ute Safrin im Nordhalbener „Maxhaus“. Sie stellt ihre Bilder am Sonntag, 28.07.2024, um 16 Uhr in einer abschließenden Ausstellung vor.

Fotos: Norbert Neugebauer

 

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Ausstellung Malerei Ute Safrin Maxhaus Nordhalben 28.07.2024, 16 Uhr

 

Die Arbeiten ihres vierwöchigen Werk-Aufenthalts im Nordhalbener Maxhaus

stellt die Berliner Künstlerin Ute Safrin am Sonntag, 28.07.2024, im Atelier vor.

Beginn der öffentlichen Finissage ist um 16 Uhr.

 

Sie sei zwar mit einigen Vorstellungen, wohl aber mit offenen Sinnen in den Frankenwald gekommen, erklärt sie dem Besucher. „Es entsteht aus dem Nichts“, sagt sie und erläutert dann, dass sie das Vorgefundene mit ihren Mitteln künstlerisch umsetzt. In Nordhalben ist ihr Medium Zeichnung und Malerei, auf MDF-Platten mit Kohle und Acrylfarben, aber auch mit natürlichen Pigmenten, wie Schieferpulver. Damit sind auch unterschiedliche Strukturen möglich. Die vielseitige Künstlerin sieht ihre Arbeit eher unprätentiös, die Bilder werden verändert und überarbeitet, bis sie vom Ergebnis überzeugt ist. Manches wird auch in Frage gestellt und sogar verworfen. Bei ihren Wanderungen durch den Ort und die Umgebung hat sie Motive gefunden, die sich in den Werken auf unterschiedliche Weise niedergeschlagen haben. Teilweise sind Details, wie die derzeit allgegenwärtigen Fingerhüte, relativ gegenständlich dargestellt. Oder Konturen, wie Wiesenflächen mit Waldsäumen. Auf anderen Bildern überwiegen klare geometrische Flächen und die Landschaft wirkt abstrakt. Aber auch ein sehr ungewöhnliches technisches Objekt aus Nordhalben gehört dazu. Das nahezu auf allen Bildern verbindende Element ist ein Holzstamm, der unterschiedlich gedeutet werden kann – Rindenstruktur, vom Schädling zerfressen, künstlerisch bearbeitet … oft auch im Kontext zum weiteren Inhalt.

 

Die in Düsseldorf geborene Safrin hat eine recht wechselvolle Biografie aufzuweisen. Nach zwei „bürgerlichen“ Berufen als Industriekauffrau und Sozialpädagogin wandte sie sich der Kunst zu und studierte in Bremen Bildhauerei und figürliche Plastik. Zu ihrem Spektrum gehören auch Klanginstallationen, wofür sie nach ihrem Wechsel nach Berlin 2000 dort neue Möglichkeiten fand. Neben dem eigenen Schaffen mit zahlreichen Ausstellungen unterrichtet sie in verschiedenen künstlerischen Bereichen.



21. - 30.Juni | Elisabeth Höller | Stacey Blatt | Mixed Media

Elisabeth Höller und Stacey Blatt verarbeiteten ihre Nordhalbener Eindrücke in Fotos, Videos und Siebdrucken.

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Doppelte Kreativ-Power aus Duisburg im Maxhaus

 

Videokünstlerinnen Elisabeth Höller und Stacey Blatt auf Entdeckungstour

Nordhalben – Mit gemeinsamen Videoprojekten hielten die Duisburger Künstlerinnen Elisabeth Höller und Stacey Blatt ihre Eindrücke von Nordhalben und seiner Umgebung bei ihrem Aufenthalt im „Maxhaus“ fest.

 

Doch auch in anderen Arbeiten hat sich die nach eigener Aussage sehr inspirierende Zeit der beiden vielseitigen Gäste niedergeschlagen. „Nordhalben hat mich gepuscht“ sprudelte es aus der aus Los Angeles stammenden Blatt heraus, die ansonsten eher von großen Autobahnkreuzungen und Technikmonumenten angetan ist. Da beides in der Umgebung naturgemäß nicht zu finden war, verwendete sie den Gebietsumriss von Nordhalben für zahlreiche farbige Siebdrucke. Ergänzend dazu schmückten großformatige Quilts (steppdeckenartige, dreidimensionale Wandbehänge mit künstlerischer Ausgestaltung) die Ausstellungsflächen des Ateliers. Allerdings fand sie dann doch noch ein Straßenkreuzungsmotiv, direkt vor dem „Maxhaus“, das sie - mit einem Ventilator im Vordergrund – in einer Daueraufnahme filmte. Zusammen mit ihrer Kollegin drehte sie ein Video im Rodachgrund, mit interessanten Unter- und Überwasseraufnahmen des sprudelnden Bachs. Als Verbindung zum Ruhrpott unterlegte Höller die Bilder mit einer städtischen Geräuschkulisse aus Duisburg, was eine ungewöhnliche, aber ob des Kontrasts auch reizvolle Kombination ergab. Diese Art der künstlerischen Auseinandersetzung mit Verfremdungen war auch in Polaroids, aufgenommen am Bahnhof mit seinen Schienenfahrzeugen, zu sehen. Die ursprünglichen Schwarzweißfotos bearbeitete die Künstlerin unter anderem mit einem Bügeleisen. Für ihre Ton- und Videoarbeiten hatte Höller ein ganzes Arsenal an elektronischen Geräten mitgebracht, dessen Möglichkeiten sie den leider nur wenigen Besuchern gern vorführte. Als weiteres Beispiel ihres Schaffens zeigte sie ihre Produktion „9 Seconds“ mit Musikern aus Partnerstädten der Heimatmetropole, deren Kurzsequenzen sie zu einem spannenden Clip zusammenkomponierte.

Das gesamte Schaffenspotential der beiden Duisburger Freundinnen war bei ihrem auf neun Tage beschränkten Aufenthalt nur annähernd zu entdecken, was nach einer Wiederkehr ruft.



09. - 19.Juni | Werner Ryschawy | Zeichnungen 

Werner Ryschawys „Spannungsfelder“ boten Interpretationsstoff bei den Besuchern im Nordhalbener „Maxhaus“.

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Werner Ryschawy hält die Spannungen in Nordhalben fest

 

Kreativer Schub bei Aufenthalt im Maxhaus

Nordhalben – Dem Gelsenkirchener Künstler Werner Ryschawy hat sein Werks-Aufenthalt im Nordhalbener Maxhaus zu einem kreativen Schub verholfen, die sich in Dutzenden von Drucken zum Thema „Spannungen“ niederschlugen.

 

„Im letzten Jahr waren es etwa 60 derartige Arbeiten, in der ersten Woche hier habe ich bereits 25 Drucke geschaffen“, berichtete er in seiner Ausstellung. Es sind Monotypien mit Einzeichnungen, wie fast sein ganzes Werk in Schwarzweiß, erläuterte er den Gästen. Sein hauptsächliches Thema sind Spannungsfelder, die er in Einzelformaten, aber auch in Serien assoziativ wiedergibt. Da hat er offensichtlich in Nordhalben ein größeres Potential vorgefunden, die ihn zu seinem forcierten „Output“ inspirierten. Seine Technik dazu sind Foliendrucke, die er mit dem Lackstift ergänzt. Er sieht sein kreatives Arbeiten als eine Form der Kommunikation. Die Kompositionen sind im Prinzip vorhanden, die er immer weiter entwickelt. „Es öffnen sich immer neue Türen“ gab Ryschawy Einblick in sein künstlerisches Vorgehen. Allerdings lässt er dem Betrachter seine eigenen Interpretationen zu, aus diesem Grund bleiben seine Bilder auch titellos. Mit den anwesenden Besuchern entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch, in dem auch Ryschawys Ausführungen zum „Business in der Kunst“ für Interesse sorgten.



Sonderveranstaltung 07. Juni, 17:00 Uhr | Lesung mit Miriam Weidauer 

Vor einem vollbesetzten „Maxhaus“-Auditorium las die aus Nordhalben stammende Roman-Autorin Miriam Weidauer aus ihrem Debüt „König der Sternenstadt“, dem ersten Band der Trilogie „Tales of Toria“. Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Fantasievoll mit Miriam Weidauer in die Sternenstadt

 

Volles Maxhaus bei der Debüt-Lesung der Nordhalbener Autorin

Nordhalben – Gut 40 Zuhörer waren neugierig auf die erste Lesestunde der aus Nordhalben stammenden Fantasy-Autorin Miriam Weidauer.

 

Die Sonderveranstaltung im vollbesetzten „Maxhaus“ fand als Abschluss des im Mai gestarteten Leseprojekts (wir berichteten) statt und wurde von Norbert Neugebauer moderiert. Im Krieger-Outfit las die Sechsundzwanzigjährige drei Blöcke aus ihrem Erstling „Der König der Sternenstadt“. Vom Ausgangsschauplatz in Nordirland ging es mit den beiden Hauptprotagonisten Logan und Alex in die schwebende Sternenstadt Toria, die Mittelpunkt der geplanten Trilogie „Tales of Toria“ ist. Der erste Band, das Debüt der Romanschriftstellerin, erschien 2023. Sein Nachfolgewerk „Das Ritual des Alchemisten“ ist ebenfalls bereits endverfasst. Als E-Book (Erscheinungsdatum 26.08.2024) kann es schon vorbestellt werden, die gedruckte Auflage erscheint im Lauf des Jahres. Die interessierten Gäste, die die Autorin zwischen den Lesungen über ihre Motivation und Herangehensweise informierte, bekamen im Anschluss auch weitere Auskünfte. Ebenso vorgespielt einen „Soundtrack“, den ein Freund für sie komponiert und aufgenommen hat. Die Initialzündung für die Romanfolge war ein weiter Sternenhimmel bei einer nächtlichen Streife der früheren Polizistin. „Was wäre wenn jemand die Sterne abschießen würde? – die Antwort auf diese Frage gibt es auf 429 Seiten“ erklärte die Verfasserin ihren amüsierten Zuhörern. Auch die Nachfrage nach signierten Büchern war beachtlich und machten die Veranstaltung so zum vollen Erfolg für alle Beteiligten. Da das Leseprojekt, initiiert von Irmgard Freischlad, ebenfalls im kommenden Jahr fortgesetzt werden soll, wäre ein neuerliches „Heimspiel“ von Miriam Weidauer, die heute in Würzburg lebt, sicher eine gute Option. In einem spontanen Grußwort freute sich Nordhalbens neuer Dritter Bürgermeister, Nico Tahiraj, dass es nun auch eine Roman-Schreiberin neben verschiedenen Biografen und Sachbuchautoren aus dem Ort gibt. Das „Maxhaus“ ist für diesen Sommer komplett mit Künstler-Aufenthalten und weiteren Veranstaltungen ausgebucht. Zuletzt fand die zweite Folge der „Sommer-Akademie“ (Malerei) mit der Speyerer Referentin Maria Trezinski statt, die in einer kleinen Abschlussausstellung mündete. Sie wird ebenfalls 2025 fortgesetzt. 



01. - 06. Juni | Sommerakademie mit Maria Trezinski 



16. - 31. Mai | Alba Frenzel

Künstlerische Forschung zum Nachschlagewerk als bedrohte Art in unserer Gesellschaft

Alba Frenzel (Bildmitte) stellt ihre Arbeitsschritte dem interessierten Nordhalbener „Maxhaus“-Publikum am Laptop vor.

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Alba Frenzel verwandelt Nachteil- in Vorteilsobjekte

 

Maxhaus-Künstlerin betreibt Kunstforschung am bedrohten Nachschlagewerk 

Nordhalben – Wieder künstlerisches Neuland im „Maxhaus“ – die Stuttgarter Kunstforscherin Alba Frenzel brachte dem Nordhalbener Publikum ihre Arbeit zum „Nachschlagewerk als bedrohte Art“ in einem Ateliergespräch nahe.

Das kleine Auditorium im Künstlerhaus war bis auf den letzten verfügbaren Stuhl besetzt. Die Zuhörer lauschten aufmerksam den Ausführungen des Gastes, der auch in den zwei Wochen seines Aufenthalts einen erstaunlichen Austausch mit der Bevölkerung betrieben hatte. Mittels kleiner Zettel hatte Frenzel für ihr Vorhaben geworben und dazu erfolgreich um bestimmte Buchspenden gebeten. Es sei ihr Anliegen, sich um im Verschwinden begriffene Dinge oder „ungeliebte Arten“ zu kümmern. Aktuell seien es gedruckte Nachschlagewerke, die im Zeitalter der Internetsuche ihre Bedeutung verlören. Das allein reicht ihr aber nicht, sie will damit auch eine „Umformung vom Nachteil- zum „Vorteilobjekt“ herbeiführen. Dazu entfernt sie die jeweilige Seite mit dem Begriff „Nachteil“ aus dem Werk und sammelt diese für ein eigenes Buch, das 2025 erscheinen soll und bereits einen zweiten Teil vorsieht.

 

Dass diese künstlerische Intension, die sie wortreich beschrieb, zumindest nicht auf Anhieb von Allen verstanden wurde und auch in der nachfolgenden Diskussion für kritische Nachfragen und sogar auf Ablehnung stieß, überraschte nicht. „Wichtig ist, dass Kunst auch etwas neugierig macht und Anregung schafft“, führte die Künstlerin mit einem freundlichen Lachen aus. Die Teilnehmer erfuhren, dass sie aus einer Buchhändlerfamilie stammt und durchaus mit Respekt den Druckwerken begegnet, die sie bewusst nicht kauft, sondern kostenlos erwirbt. Trotzdem stieß dieser beschädigende Umgang und auch ihre Definition dazu als Arbeit auf Widerspruch. Ein Nachschlagewerk sei bereits bei seinem Erscheinen im Prinzip veraltet und sie mache daraus etwas Neues, Positiveres, das sich nicht nur auf das Heraustrennen der Seiten beschränke, entgegnete die Künstlerin. Immerhin hat sie nach eigenen Angaben schon rund 430 Bücher so „transformiert“ und auch der Begriff selbst unterliege im Lauf der Zeit sehr verschiedenen Bedeutungen. Frenzel, die in Leipzig Grafik und Buchkunst studiert hatte, arbeitet im interdisziplinären Bereich der Künstlerischen Forschung, die somit auch Einzug in das Nordhalbener „Maxhaus“ gehalten hat. Um ihre Vorgehensweise zu demonstrieren, zeigte sie Kopien der auch aus internationalen Werken entfernten Seiten und erläuterte auf dem Laptop ihre Schritte. Trotz der nicht leicht nachzuvollziehenden Thematik nahmen die Gäste den Gedankenaustausch dazu sehr aufgeschlossen wahr. Was zeigt, dass sich der „Kunsthorizont“ des Nordhalbener Publikums, darunter ein Großteil der aktuellen „Nordhalben Space“-Besetzung, durchaus auch mit etwas sperrigeren Elementen erweitern lässt.



1. - 10. Mai | Irmgard Freischlad (Niederreiter)

Projektwoche über das Lesen, das Erzählen und Betrachten

Entsorgtes und Verbrauchtes wird bei Irmgard Freischlad-Niederreiter in einen neuen künstlerischen Kontext gestellt, wie sie auf ihren Fotos zeigt.

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Irmgard Freischlad-Niederreiter gibt Ausgemustertem neue Bedeutung

Weiterarbeiten von Projekten bei Maxhaus-Aufenthalt

 

Nordhalben – Ein künstlerisches „Upceyceln“ betreibt Irmgard Freischlad-Niederreiter mit ihren Projektserien "Geordneter Nachlass" und "Letzter Auftritt", an denen sie bei ihrem jüngsten „Maxhaus“-Aufenthalt weiter arbeitete.

 

Die in Essen lebende Künstlerin gehört zum aktuellen Leitungsteam des Hauses und veranstaltete zunächst eine „Lesewoche“ in Zusammenarbeit mit Schülern und bekannten örtlichen Persönlichkeiten (wir berichteten). Bei ihren Themen ging sie von der selbstgestellten Frage aus, ob sich Gegenstände, die ihre übliche Funktion erfüllt haben und zur Entsorgung bereit stehen, in etwas Neues mit Bezug zu gesellschaftsrelevanten Themen verwandeln lassen. Dazu schuf sie parallel zwei fortlaufende Serien. Deren schicksalsschwangere Titel haben aber keinerlei autobiografischen Hintergrund, wie der fragende Gast befürchtet hatte. Nein, die in vielen Metiers Schaffende und durchaus noch sehr agile Künstlerin gibt ausgemusterten Dingen eine alternative Bedeutung. Sie stellt sie in andere Zusammenhänge und präsentiert sie dann als autonome Objekte. So werden zum Pulk gruppierte alte Medikamentenbecher zum „Rose Island“. Auch die nicht mehr benötigten Aschekästen aus ostberliner Haushalten finden sich in einer Installation wieder. Hintergrund sind beispielsweise die nach wie vor emotionalen Bindungen nach dem Ausmustern oder auch das Nachfragen, was nach dem Verbrauch vormals schöner Dinge an Umweltbelastungen übrig bleibt. Es geht also auch um ein „Nach-Leben“, das durch die künstlerische Darstellung ermöglicht wird.

 

Eine Auswahl ihrer Objekte hatte Freischlad-Niederreiter als Fotodokumente mitgebracht und ausgestellt. Sie hätte sich gern in ihren „Sprechstunden“ mit mehr Gästen darüber ausgetauscht, resümierte sie etwas bedauernd am Ende ihres Aufenthalts. „Wir Künstler freuen uns über jeden Besucher“, ermunterte sie potentielle Interessenten zu einer Visite im „Maxhaus“ bei den nächsten „Artists in Residence“. Vom 15. Mai bis 31. Mai 2024 stellt dort Alba Frenzel aus Stuttgart künstlerische Nachforschungen zum „Nachschlagewerk als bedrohte Art“. 



20. - 30. April | Dorothee Schabert | Kompositionen und Klanginstallationen

Fotos: Norbert Neugebauer

Presseartikel "Neue Presse" Kronach von Norbert Neugebauer

Dorothee Schabert eröffnet mit neuen Klängen Maxhaus-Saison

 

Nordhalben - Komplett anders und dennoch mit einem thematischen roten Faden begann die neue Saison im Nordhalbener „Maxhaus“.

 

Erstmals ist in diesen Tagen eine Künstlerin zu Gast, die mit Tönen anstelle der bisher gängigen bildhaften oder skulpturalen Darstellungen arbeitet. Dorothee Schabert ist Komponistin, Klangwerkerin und Autorin aus Baden Baden. Bei der Eröffnungsveranstaltung stellte sie einige Beispiele ihrer vielfältigen Arbeiten vor und lieferte den leider nur wenigen Gästen dazu eine kleine Einführung in zeitgenössische Musik. Für die meisten waren es wohl sehr ungewohnte Klänge aus Kollagen, Tonverfärbungen und den Verbindungen von Natur- und Technikgeräuschen. Die diplomierte Tonmeisterin, die drei Jahrzehnte als solche beim SWR in Baden Baden im Bereich Klassik verantwortlich war, ist nun freischaffend vorwiegend im Bereich neuzeitliche Musik tätig. Neben eigenen Schöpfungen übernimmt sie Auftragsarbeiten und engagiert sich kooperativ auf verschiedenen nationalen und internationalen Ebenen.

 

Auch wenn das Ambiente im noch kalten Künstlerhaus bei typischem Aprilwetter doch etwas frostig war, die Technik mit Laptop und Miniboxen nicht unbedingt akustischen Hochgenuss zuließ, schaffte es die Künstlerin doch, den Funken überspringen zu lassen. Beginnend mit einem Hörbeispiel des italienischen Frühbarock-Komponisten Girolamo Frescobaldi stellte sie dem ein eigenes expressionistisch anmutendes Duett von Posaune und Klavier gegenüber. Die klagenden Töne des Blasinstruments führten zu ihrem nächsten Werk, einem Ausschnitt aus der Auftragskomposition „Zeitenlöcher“ mit Fagott, Bratsche und Sopran, in das sie Textzitate einband. Stimmungsmäßig passte das auch zum Schneetreiben vor dem Schaufenster, wobei sich das Werk jedoch auf die aktuelle Weltsituation bezog und Untergangsstimmung verbreitete. Die Ausführende hatte wohl auch vorausbedacht, dass sie damit bei ihrem Nordhalbener Publikum gemischte Eindrücke hervorrufen würde. „Was ist Musik, was ist Klang?“ fragte sie denn in die Runde und lieferte auch gleich Erklärungen zum Gehörten. „Musik ist viel mehr als Bach und Händel“, es gehe auch beim heutigen Ansatz nicht um Melodien und Akkorde. Anstelle von Worten würden beispielsweise einzelne Konsonanten hervorgehoben und damit andere Effekte erzielt. Aber auch ein Spaziergang in der Natur, in den sie Werkstattgeräusche einblendete und verdichtete, lieferte die Vorlage für ein Werk. „Alles ist Klang“ – so ihr Credo.

 

Als Tonmeisterin nutzt Schabert die technischen Möglichkeiten eines professionellen Studios und die von Computerprogrammen. Sie arbeitet mit zahllosen Versatzstücken, verändert Rhythmik und Frequenzen, seziert und und setzt neu zusammen. Als Beispiel führte sie die Klangveränderungen einer Glocke anhand einer Komposition vor, die zunächst aus einzelnen variierten Tönen final zu Rhythmen und Melodien anwachsen. Sie ließ ihr Publikum am „Sterben eines Apfelbaums“ durch die Motorsäge, an „Norrland“-Impressionen und zuletzt an einer Widmung an ihre Stadt Baden Baden mit Titel „Aquae Aquarum“ teilhaben. Das war auch der Bogen, den „Maxhaus“-Gastgeber Otmar Adler zum Finale der letzten Saison spannte. Die chinesischen Künstlerin Jiaying Wu hatte seinerzeit das Thema Wasser wirkungsvoll mit einer Installation im Künstlerhaus inszeniert und das sei nun mit der Tonschöpfung von Schabert „ganz wunderbar“ fortgesetzt worden.